Erfahrungen und ihre Bewertung
   
   
Der Begriff „Erfahrung“ ruft bei weitem nicht immer positive Gefühle hervor. „Alte Geschichten“ über Lebensumstände und „Erfahrungen“ aus einer 50 Jahre zurückliegenden Vergangenheit werden von dem jungen Nachwuchs  – nicht selten zurecht- als für die Gegenwart nicht zutreffend zurückgewiesen. Eine Verallgemeinerung der Bedingungen aus beiden Zeiträumen lässt jedoch auch hier eine Reihe von Ähnlichkeiten erkennen. Deshalb kann ein Rückgriff auf verallgemeinerte Erfahrungen der Vergangenheit als Hilfe für Gegenwart und Zukunft von Nutzen und durchaus mit einem Unterhaltungswert verbunden sein.
   
   

1. Definition

2. Thesen zur Nutzung von Erfahrungen

3. Erfahrungen und Wissenschaft/Technik

4. Fehler und Erfahrungen

 
 
1. Definition
 
Der Vortragende versteht unter den von ihm vorgetragenen Erfahrungen, dass
   
a- die Kenntnisse / Verhaltensweisen  wirklich auf Grund von manuellen
  Handlungen /  Wahrnehmungsdatengewonnen wurden,
   
b- die daraus entstandenen„Erfahrungen“ Naturgesetzen entsprechen
  oder logischen Regeln folgen, 
   
c- und unter gleichen Bedingungen gewonnene gleiche Erkenntnisse, auch
  wenn sie statistisch gesichert sind, einer logischen Beziehung folgen sollen.
   
   
2. Thesen zur Nutzung von Erfahrungen:
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  • Unqualifizierter und unkritischer Umgang  mit früheren Erfahrungen kann diese zur Fortschrittsbremse machen.
   
  • Eine sinnvolle Verallgemeinerung früherer Erfahrungen ergibt Regeln, die auch für Gegenwart und Zukunft gültig sind. Sie erleichtern den Einstieg in das Berufsleben und den Umstieg in andere Arbeitsgebiete.
 
  • Frühere Erfahrungen, die sich in technischen Lösungen niederschlugen oder aus ihnen erwuchsen, geben Ansatzpunkte für neue Ideen. Dazu gehört die Nutzung neuer Möglichkeiten der technischen Entwicklung. Der dadurch erzielbare Fortschritt kann beachtliche wirtschaftliche Erfolge brigen.  
   
  • „Negative Erfahrungen“ können Ansatzpunkte für neue Lösungswege ergeben.
   
  • Vorsicht mit sogenannten „Erfahrungen“ - die Meinungen entspringen und noch nicht nach den obengenannten Kriterien überprüft wurden. Man beachte bei ihrer Beurteilung, dass sie das Potential vom Versuch, alle Naturgesetze außer Kraft zu setzen, bis zum lukrativen Patent haben können.
 
   

Diese Thesen zur Nutzung von Erfahrungen gelten äquivalent  nicht nur für unseren Berufszweig, sondern für alle möglichen Berufsgruppen vom Politiker über Beamte, Mediziner, Juristen, Betriebswirtschaftler, Militärs bis zu Meistern in der Produktion.

   
   
3. Erfahrungen und Wissenschaft/Technik
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Im technischen Bereich wird oft von guten und schlechten Erfahrungen gesprochen, wenn es um den Umgang mit Technik und Technologie geht. Gute Erfahrungen besitzen als geistiges Handwerkzeug zum erfolgreichen Umgang mit Technik und Technologie eine große Bedeutung für das wirtschaftliche Ergebnis eines Betriebes im Wettbewerb mit anderen Betrieben. (know how)

Die Formulierung „Es wurde gefunden...“in einer Patentanmeldung deutet darauf hin, dass auch hier das Ergebnis einer Sammlung von Erfahrungen vorliegt. Mit dieser Formulierung ist es leichter für gutes know how eine Patenterteilung zu erhalten als für intelligente Leistungen zum technischen Fortschritt, die auf der Basis der Ausnutzung wissenschaftlicher Gesetze dargestellt werden.

Häufig führt die Weiterentwicklung des know how zur Entwicklung neuer technischer Lösungen in Apparate-, Maschinen-, Anlagenbau, zu neuen Verfahren und Produkten. Die Geheimhaltung des know how wird oft, manchmal jedoch nur zeitweise, dem Schutz durch Patentanmeldung vorgezogen. Wettbewerber sollen nicht zu früh mit Informationen versorgt werden.

Umgekehrt zieht die ständige wissenschaftlich- technische Weiterentwicklung in einem gut geführten Betrieb auch eine ständige Weiterentwicklung des betrieblichen know how nach sich.

Diese gegenseitigen Einwirkungen und der daraus entstehende Fortschritt bedeuten aber auch, dass Stillstand und kritikloses Beharren auf früheren Erfahrungen mit zunehmendem Abstand zur Gegenwart zum Rückschritt führen. In dem Moment, in dem man glaubt, sich geistig zur Ruhe setzen und auf der alleinigen Basis früherer Erfahrungen Führungsansprüche anmelden zu können, beginnen Unglaubwürdigkeit und geistiger Abstieg. Die Bedingungen des globalen Wettbewerbes fordern vom Ingenieur unerbittlich die kritische Auseinandersetzung mit früheren Erfahrungen, das Sammeln neuer Erfahrungen und die ständige Beschäftigung mit dem technischen Fortschritt als Voraussetzung für die persöhnliche Weiterentwicklung zum eigenen Nutzen, zum Nutzen seines Betriebes und Landes.

Eine erhebliche Gefahr für den Fortschritt und die wirtschaftliche Sicherheit geht von  Meinungen aus, die die im Widerspruch zu allen logischen oder wissenschaftlichen Zusammenhängen als nutzenswerte Erfahrungen deklariert werden, und dann ohne weitere Überprüfung autoritär durchgesetzt werden sollen.

Der Autor der Vorträge setzt sich in den Vorträgen  mit den genannten Aspekten an Hand praktischer Beispiele kritisch auseinander.

   
   
4. Fehler und Erfahrungen
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Fehler werden auch als negative Erfahrungen bezeichnet.

In den Vorträgen werden  frühere Fehler ausgewertet. Das soll dazu beitragen, dass unter Nutzung von Strategien zur Fehlervermeidung Probleme rechtzeitig erkannt und vermieden  oder gelöst werden. 

Betriebe, die im Wettbewerb führend sein wollen, müssen  in neue Gebiete vorstoßen. Oft läuft der Wettbewerb unter   hohem Termindruck. In solchen Fällen sind Fehler nicht absolut vermeidbar. Wenn derartige Fehler dann trotz der Nutzung aller Möglichkeiten zur Fehlervermeidung auftreten, die Firma dadurch nicht in finanzielle Schwierigkeiten gerät, die Fehler beseitigt wurden, dann noch Anstöße für Weiterentwicklungen geben und so zur Verstärkung der Marktposition beitragen, müssen sie kein Anlass zur Sorge sein.

In den Darlegungen wird  im wesentlichen auf zwei Betriebe zurückgegriffen, die diese Regeln für sich in Anspruch nahmen. Die Möglichkeiten der Fehlervermeidung und vor allem die konsequente Anwendung entwickeln sich unter dem Druck des Marktes weiter. Deshalb ist es korrekt, wenn man bei der heutigen Bewertung früherer Fehler die damaligen Randbedingungen berücksichtigt und nicht überheblich urteilt.

Werden dagegen in einem Betrieb Fehler häufig wiederholt, so geht dieses auf Dauer zu Lasten des Gewinns bis hin zur Insolvenz.

   
 

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